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Presseartikel21022018-01
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Milchbauern am Scheideweg

Presseartikel21022018-02
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Gerade mittelgroße Betriebe müssen sich für die Zukunft neu aufstellen – Dafür wählen die Landwirte im Landkreis verschiedene Lösungen

Passau. Ob Brexit, GroKo-Verhandlungen oder Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Längst muss der Milchbauer aus der Region durch die Globalisierung die Entwicklungen auf der ganzen Welt verfolgen, denn schnell haben diese auch für ihn weitreichende Konsequenzen. Gleichzeitig hat er mit branchenspezifischen Herausforderungen zu kämpfen, wie der 2015 weggefallenen Milchquote, die vorher den Markt reguliert hat. Der Preiskampf wird seither weiter befeuert, weil es seit knapp drei Jahren jedem Milchbauern freigestellt ist, wie viel er produziert. Technisierung , Investitionen, Generationswechsel – hinzu kommen altbekannte Probleme, denen sich so mancher Landwirt stellen muss.

Die Milchwirtschaft ist mit der Schweinemast der größte Sektor in der Landwirtschaft im Landkreis. Rund 200000 Tonnen Milch wurden 2016 im Passauer Land erzeugt. Robert Schnellhammer vom hiesigen Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten kennt die Probleme, die die Milchbauern in der Region beschäftigen, weist aber auf die relativ stabile Entwicklung in den letzten Jahren hin. "Es ist ein normaler Strukturwandel zu erkennen. Durch den Wegfall der Milchquote muss sich der Markt erst wieder einpendeln. Wir haben in der Summe tüchtige Landwirte im Landkreis und klimatisch gute Voraussetzungen." Deswegen rät er auch, zu produzieren so gut es geht. Dennoch warnt er vor dem spürbaren und allgegenwärtigen Preisdruck, dem der Landwirt ausgeliefert ist. "Das Geschäft ist hart, ohne Frage. Die Preise werden gedrückt, das fängt schon beim Verbraucher an." Der Landwirt aus der Region sei ebenso abhängig von politischen Entscheidungen, die auf den ersten Blick nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben, aber dennoch den Weltmarkt beeinflussen. So würde sich beispielsweise der Brexit negativ auf den Milchhandel auswirken. Branchenspezifisch gebe es ebenso immer wieder Unsicherheiten. "Der Wegfall der Milchquote zum Beispiel brachte den Markt komplett durcheinander und dieser muss sich nun erst einmal wieder einpendeln", sagt Robert Schnellhammer.

Gerade mittelgroße Betriebe mit fünf bis 50 Kühen müssen dennoch über kurz oder lang eine Entscheidung treffen: für oder gegen ihren Betrieb. "Bei kleineren Betrieben muss sich der Landwirt fragen: Stocke ich auf und nehme Geld für Investitionen in die Hand oder lasse ich es sein?", erklärt Schnellhammer. Und die Investitionen haben es in sich; ein Melkroboter kostet in etwa 150000 Euro, bei einem Stall bewegen sich die Summen im Millionenbereich. Doch gibt es Alternativen, damit kleinere Milchkuhbetriebe weiterhin ihrer Arbeit nachgehen können. Robert Schnellhammer verweist in diesem Zusammenhang auf Betriebe, die sich ein zweites Standbein neben der konventionellen Landwirtschaft aufgebaut haben, um ihr Einkommen zu steigern. "Diversifizierung" nennt das der Fachmann. Der Betrieb von Gabi und Alois Huber ist ein Beispiel, wie ein solches zweites Standbein aussehen kann. Bereits Anfang der 90er Jahre begannen sie neben dem Milchkuhbetrieb selbst Käse und Milchprodukte herzustellen. Mittlerweile sind die Produkte des Familienbetriebs sowohl im eigenen Hofladen, als auch in den regionalen Supermärkten zu finden. "Bereits damals hieß es ‘Wachsen oder weichen‘. Wir entschieden uns den Schritt nach vorne zu gehen", sagt Gabi Huber. So wurden nach und nach die Käserei ausgebaut und auch der konventionelle Betrieb vergrößert. "Wir gingen von 30 auf 45 und dann auf 75 Kühe". Vor einem Jahr kam ein neuer Stall dazu.

"Am Anfang steht immer der Mut. Man merkt sehr bald, was für ein Rattenschwanz an einer solchen Investition hängt." Doch bereut habe sie es nie, sagt sie. "Wenn wir nur im Milchviehbetrieb wären, wäre es schon schwieriger, sich rühren zu können wie es in Bayern heißt." Mittlerweile werde die Direktvermarktung von der Bevölkerung gut angenommen – Tendenz steigend. "Die Regionalität in Supermärkten boomt. Die Menschen fragen auch gezielt nach regionalen Produkten", erzählt sie.

"Urlaub auf dem Bauernhof" ist seit etwa 40 Jahren das zweite Standbein der Familie Ritzer aus Büchlberg. Neben der Milchwirtschaft mit 55 Kühen. "Es ergänzt sich prima und ist eine der wenigen Möglichkeiten, sich im ländlichen Raum breiter aufzustellen", sagt Josef Ritzer. Denn breiter aufstellen bedeutet: Das Risiko wird minimiert, der Landwirt kann in Krisenzeiten den Ausfall zumindest teilweise kompensieren. "Natürlich ist es zusätzliche Arbeit, das geht nur, wenn die Familie als Team funktioniert und Herzblut dahinter ist", erklärt Ritzer.

Er gibt auch zu bedenken, dass eine Vergrößerung des Betriebs im konventionellen Bereich sehr stark vom schwankenden Marktpreis der Pachtflächen abhängt. "Die Preise der Pachtflächen sind derzeit auf Grund der Nachfrage sehr hoch, das macht es nicht leichter", sagt der Landwirt. Dass es neben der Diversifizierung noch weitere Möglichkeiten gibt, kleinere Betriebe aufrecht zu erhalten, zeigt die Bayerwald Milch GbR in Hauzenberg: ein Zusammenschluss mehrerer Landwirte zu einem Großbetrieb. Mittlerweile beherbergt der 2005 fertiggestellte Stall 250 Kühe. Initiator war Matthias Knödlseder, der mit dem Konzept mittlerweile in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs ist, um es zu empfehlen und vorzustellen. "Tägliche Routinearbeiten werden mit einem Dienstplan aufgeteilt. Die Kosten konnten für den Einzelnen gesenkt werden, das Einkommen dadurch gesteigert und mehr Freizeit haben wir dadurch auch", so Knödlseder. Er hingegen denkt nicht, dass sich der Trend der regionalen Produkte weiter verfestigt. "Nein, das ist eine Phase. Vor allem muss man sich nur anschauen, was gekauft wird. Regional? Vielleicht ja, aber teurer darf es nicht sein", so der Agraringenieur.

BBV-Kreisobmann Hans Koller lobt die Landwirte aus dem Landkreis. "In unserem Landkreis wird sehr sauber und wirtschaftlich gearbeitet", so Koller. In Bezug auf den Wegfall der Milchquote und den damit stärkeren Preisdruck ruft er auf, nach vorne zu blicken. "Es gilt die Entscheidungen zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen." Immerhin gebe es aktuell einen "relativ stabilen Preis", aber dennoch stärkere Schwankungen als dies früher noch der Fall war.
(Pressebericht in der PNP vom 21.02.2018)


 
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